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Gründungsgeschichte

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Die Liebfrauenschule Sigmaringen hat ihren Anfang in der Klosterschule Erlenbad. Zählt man diese Zeit dazu, so besteht sie seit etwa 100 Jahren.

Kurze Gründungsgeschichte der Kongregation

Am Anfang stand der „Badische Kirchenstreit“ als Vorläufer des Kulturkampfes. In der Folge des Reichsdeputationshauptschlusses von 1803 waren die meisten Klöster auch im neu gestalteten Großherzogtum Baden geschlossen worden. Nach der Gründung der Oberrheinischen Kirchenprovinz ging es letztlich um die Frage „Staatskirchentum oder freie Verwaltung der kirchlichen Angelegenheiten durch die Kirchenbehörde“. Konkret ging es vor allem um die Rettung von „sittlich“ verwahrlosten Kindern. Der junge Pfarrverweser Franz Xaver Lender hatte in der von ihm verwalteten Pfarrei Schwarzach bei Achern Kinderauktionen erlebt, bei denen die Waisen an die Wenigstnehmenden versteigert wurden. Deshalb kaufte er auf seinen Namen und seine Gefahr am 7. Januar 1859 in Schwarzach ein „Rettungshaus“. Noch im gleichen Jahr konnte er in einem durch Tausch erworbenen größeren Haus eine „Jungfrauengemeinschaft“ bilden, deren Mitglieder die Gelübde vom Dritten Orden des hl. Franziskus für Weltleute (Terziaren) ablegten und sich zu einer „geistlichen Genossenschaft“ erklärten.

 

Nach zahlreichen Schwierigkeiten, die die Genossenschaft immer wieder meisterte, verbot das Schulgesetz vom 2. April 1872 den Schwarzacher Schwestern endgültig jegliche Lehr- und Erziehungstätigkeit – nur noch Laienkräfte durften hierbei tätig sein. Die aus dem Bühlertal stammende Franziska Höll, inzwischen Mutter Alexia, wollte aber voll und ganz im Ordensstande leben. Deshalb folgte sie mit zwei Schwestern dem Rat des Kapuzinerprovinzials in Mainz, Pater Alfons, und wanderte in die USA aus, wo sie in Milwaukee das St. Josephs-Kloster gründete, das Grundlage für den Orden der „School-Sisters of St. Francis“ wurde. Es handelte sich also nicht um eine „Vertreibung“, sondern um einen freiwilligen Auszug der drei Schwestern. Der genaue Zeitpunkt ihres Auszugs lässt sich nicht mehr ermitteln.

 

Bereits 1895 versuchte Mutter Alexia auf badischem Boden wieder ein Noviziat zur Vorbereitung für den Orden in Milwaukee einzurichten. Am 16. Juli 1895 erwarb sie vom Erlenbadwirt das Erlenbad in Obersasbach bei Achern. Zwar war erst ihr zweiter Antrag beim badischen Staat erfolgreich, aber bereits im Herbst 1895 konnte mit den Umbaumaßnahmen begonnen werden und 1896 wurden schon 30 Postulantinnen aufgenommen, von denen 19 mit Mutter Alexia im Oktober nach Milwaukee reisten. Nach dem Ende des 1. Weltkriegs musste das Erlenbad ohne lange Vorbereitungszeit die Aufgabe übernehmen, die die am 2. Februar 1918 verstorbene Mutter Alexia ihm bereits 1895 zugedacht hatte: es musste Mutterhaus und damit Noviziat der europäischen Provinz der Kongregation der Schwestern des Heiligen Franziskus in Erlenbad sein. Dies wurde durch die Zulassung als Provinzhaus Marienheim-Erlenbad durch das Erzbistum Freiburg am 22. August 1919 bestätigt.

 

Da die Zahl der Kandidatinnen von Jahr zu Jahr stieg, musste ein neues, geeignetes Mutterhaus gefunden werden. Dies geschah 1922 durch den Ankauf des Geländes, das um das Sanatorium der Freifrau von Kloster Erlenbad: Gesamtansicht (links unten: Marienheim - Erlenbad 50 Jahre Liebfrauenschule _ Entstehung und Entwicklung Entstehung und Entwicklung 11 Roeder auf „Hochfelden“ lag. Bereits am 1. Juli 1926 konnten die Schwestern den neuen Bau beziehen, von dem aus sich der Aufbau der europäischen Provinz vollzog. Im gleichen Jahr betrug die Zahl der Professchwestern 544. Die Höchstzahl von 1145 Schwestern wurde 1943 erreicht! Das rasche äußere Anwachsen der Schwesternschaft brachte auch einen inneren Auftrieb in religiöser und beruflicher Weiterbildung mit sich und hatte naturgemäß eine räumliche Ausdehnung der Kongregation zur Folge.

Die Gründung der Klosterschule im Mutterhaus

Die damalige Provinzoberin der Erlenbader Franziskanerinnen, Mutter Catharina Möhring, verfügte im FRÜHJAHR 1927 DIE ERÖFFNUNG EINER KLOSTERSCHULE im Mutterhaus Obersasbach-Erlenbad. Mit zwölf Ordensaspirantinnen begann der Unterricht am 22. März 1927. Schon bald darauf übernahmen die jungen Novizinnen SR. EDIGNA SMETS DIE SCHULLEITUNG und SR. ALACOQUE KOCH DIE INTERNATSLEITUNG. Bei der Eröffnung wurden der Schule ein Unterrichtsraum und ein leerer Nebenraum zugestanden. Unterrichtsmittel fehlten zunächst völlig und mussten nach und nach erworben werden. Auf die Einhaltung der klösterlich strengen Tagesordnung von 5 Uhr morgens bis 9 Uhr abends wurde Wert gelegt. Ziel der Ausbildung war die am 27. August 1927 vom Ministerium des Kultus und Unterrichts in Karlsruhe genehmigte Reifeprüfung. Infolge räumlicher Beschränkungen und Mangel an Lehrkräften ließ sich dieses Ziel erst viele Jahre später verwirklichen. Daher führte die Schule zunächst nur zur Mittleren Reife, die Schülerinnenzahl blieb auf 45 bis 55 beschränkt.

 

Schon 1929 wurde das Prinzip der „Ordensaspirantur“ durchbrochen, weil Eltern, die die Schule kennen gelernt hatten, um Aufnahme ihrer Töchter baten. Schritt um Schritt erwuchs so eine Internatsschule, an der seit 1928 auch Laienlehrkräfte tätig waren. Allerdings blieb die Klosterschule ein Nebenbetrieb des Mutterhauses, der Rücksicht nehmen musste auf das Ordensleben des Konvents und so in seiner freien Entwicklung behindert blieb.

 

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten begann eine unruhige Zeit, die die Existenz der Schule bedrohte. Trotz aller Bemühungen und Tricks – z.B. durch die Umbenennung in „Landeserziehungsheim Erlenbad“ – gelang es nicht, Erlenbad vor dem Zugriff des Staates zu schützen. Im Herbst 1939 musste die Haushaltungsschule geschlossen werden, zu Ostern 1940 wurden alle Klosterschulen geschlossen. Die schulpflichtigen Schülerinnen mussten nach Hause geschickt werden. Für 40 nicht mehr schulpflichtige Mädchen gelang es, durch erneute Umbenennung in „Privates Töchterheim“, den Unterricht bis zur Erlangung der Mittleren Reife im Erlenbad weiterzuführen, später mit 22 Schülerinnen aus den bombardierten Städten des Rheinlandes.

 

Nach Kriegsbeginn 1939 erfolgten Beschlagnahmungen einzelner Flügel des Mutterhauses und schließlich die Totalräumung. Die Schwestern zogen – wie schon Schulpforte zuvor die Schülerinnen - ins Marienheim-Erlenbad, Sr. Edigna und Sr. Alacoque Entstehung und Entwicklung _ 50 Jahre Liebfrauenschule Entstehung und Entwicklung 12 ihrem ersten Mutterhaus. Auf engstem Raum wurden der Kloster- und Schulbetrieb aufrechterhalten. Es war eine echte Notgemeinschaft, die sich durch unermüdliche Einsatzbereitschaft und gegenseitige Hilfe auszeichnete.

 

Im Mutterhaus wurde eine 300 Mann starke Baukompanie (Westwall!) untergebracht, später die Volksdeutsche Mittelstelle für Umsiedler, deren Lager etwa tausend Menschen umfasste. Nach der Räumung dieses Lagers wurde durch das Reichskultusministerium die „Deutsche Heimschule Erlenbad“ einquartiert. 1944 rückte vom Saargebiet die „Adolf Hitlerschule Westmark“ in das Mutterhaus ein.

 

Schließlich strömten im Januar 1945 über 1000 Menschen aus dem Elsass ins Haus, die auf engstem Raum zusammengedrängt wurden. Wie ein Spuk verschwanden fast alle Bewohner des Mutterhauses, als die Franzosen das Gebiet besetzten, unglaublichen Schmutz und Ungeziefer zurücklassend. Nachdem wenige Wochen später das Gouvernement Militaire in Brühl das Haus der Schwesterngemeinschaft zurückgegeben hatte, konnten bereits im Mai 1945 die Schülerinnen wieder ins Haus ziehen, denen die Schwestern in Etappen folgten.

 

Wieder übernahmen Sr. Edigna und Sr. Alacoque ihre Aufgaben. Mutter Catharina gab die Hälfte des Mutterhauses für die Schule frei, die als erste des ganzen Umkreises ihren Unterricht am 5. Oktober 1945 aufnahm. 170 Mädchen fanden Aufnahme im Internat, obwohl die Beschaffung von Lebensmitteln und Heizmaterial ungeheure Schwierigkeiten bereitete. Die externen Schülerinnen kamen von Achern zu Fuß in die Schule, bis der Winter Einhalt gebot, weil den Kindern geeignetes Schuhzeug fehlte. Nur noch wenige wissen heute, wie groß der Mangel damals war. Neben der Oberschule in Aufbauform wurden eine einjährige Frauenschule und eine zweijährige Haushaltungsschule geführt. Den Lehrerbedarf konnte man teilweise durch die Aufnahme von Flüchtlingen decken.

 

In den folgenden Jahren kamen zunehmend alte und kranke Schwestern ins Mutterhaus, so dass die sich ständig vergrößernde Schule immer mehr Räume wieder abgeben sollte. Daher bemühte sich die Schulleitung um Gelände für einen Neubau, was jedoch scheiterte, da die Gemeinde Obersasbach die ins Auge genommenen Grundstücke nicht verkaufte. Die Form des Mutterhauses ließ aber keinen Anbau zu.

Die Liebfrauenschule Sigmaringen - Zeit der Übersiedlung

Endlich waren im Jahr 1952 Pläne für einen Neubau in der Nähe des Sanatoriums fertig – da kam aus Sigmaringen eine Abordnung ins Mutterhaus. Diese bestand aus dem Altbürgermeister Schiek und dem damaligen Stadtpfarrer Maier. Sie baten die Provinzleiterin, Mutter Archangela, das Sigmaringer Marienlyzeum zu übernehmen.

 

Die Schwestern der Christlichen Liebe, mit dem Mutterhaus in Paderborn, hatten 1858 in dem 1850 preußisch gewordenen Sigmaringen gegenüber dem Prinzenbau die Marienschule gegründet. Zwar war diese nach schweren Kriegsjahren wieder im Aufschwung begriffen, der Orden sah sich aber wegen Lehrer- und Geldmangel genötigt, seine Schwestern im Jahr 1954 zurückzuziehen. Obwohl die Sigmaringer Abordnung, die sich durch das Erzbischöfliche Ordinariat Freiburg unterstützt wusste, und die Provinzleitung die gleichen Ziele hatten, gab es dennoch viele Schwierigkeiten zu überwinden.

 

Neubaupläne lehnte Erzbischof Dr. Wendelin Rauch ab. Die Schwestern der Christlichen Liebe führten den Unterricht notdürftig weiter. Erst nach dem Tod des Erzbischofs griff Generalvikar Dr. Simon Hirt als Kapitelsvikar das Anliegen von neuem auf, obwohl die Verhandlungen zuvor viermal gescheitert waren. Die Erhaltung und Förderung der katholischen Schulen waren ihm ein Herzensanliegen. Nachdem auch Pläne für die Nutzung des Josefsbergs nicht angenommen worden waren, fiel Ende 1953 die Entscheidung, dass ein neues, zweckentsprechendes Gebäude auf dem Schönenberg erstellt werden sollte, ein Standort, den der Generalvikar persönlich begutachtet hatte. Fürst Friedrich von Hohenzollern erklärte sich bereit 1,6 ha Gelände abzugeben und statt des vorgesehenen Kaufpreises von DM 5,00 pro qm nur DM 3,00 zu verlangen; den Rest überließ er der Schule als Spende.

 

Der Name „Liebfrauenschule“ sollte alle an der Schule Tätigen unter den besonderen Schutz der Muttergottes stellen. Mit dieser Namenswahl schufen die Schwestern eine Verbindung zur Bischofskirche der Erzdiözese in Freiburg, die auch unter dem Patronat Mariens steht und den Namen „Münster Unserer lieben Frau“ trägt.

 

Die Planungs- und sonstigen Vorarbeiten für ein Schulhaus, ein Internats- / Verwaltungsgebäude mit einem Anbau für Schwestern wurden 1954 durch Schwester Edigna, den Oberbaurat Triller und die Architekten Gäßler und Böhmer in Angriff genommen. Mit den Bauarbeiten wurde 1955 begonnen. Der außergewöhnlich strenge Winter 1955/56 erschwerte die Durchführung und machte den zweimaligen Einsatz besonderer Heizgeräte zur Trocknung der Gebäude notwendig.

 

Dank der finanziellen Unterstützung des Ordinariats Freiburg konnte schon nach einer Bauzeit von nur zehn Monaten mit dem Umzug von 241 Schülerinnen begonnen werden. In der Erinnerung einer Schwester heißt es: „Als wir am Tag nach Christi Himmelfahrt, am 11. Mai 1956 hier ankamen, konnten wir nur über einen riesigen Schuttberg ins Haus gelangen, wenn wir nicht durch Schlamm waten wollten. Wer die Absicht hatte, sich am Abend schlafen zu legen, sah sich genötigt, irgend einen Raum in Beschlag zu nehmen, die Arbeiter und den Bauschutt hinauszufegen und sich eines der Betten zu besorgen, die mit dem Möbelwagen angekommen waren …

 

An Pfingsten war der erste Gottesdienst in der Hauskapelle. Noch war der Altarraum ohne Bodenplatten, die Fenster fehlten, alte graue Kriegsdecken waren Teppichersatz – noch waren die Bänke nicht festgemacht, so dass man bei jeder Bewegung das Gefühl hatte, auf einer Schaukel zu sitzen.“ Unterrichtsbeginn war am 22. Mai 1956.

 

Aus der Festschrift "50 Jahre Liebfrauenschule"

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2025-08-31 22:12:20
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